Samerberg im Chiemgau
Wie wir plötzlich nach Samerberg kamen und zurück. Ein Augenzeugenbericht
von Winfried Dannenmann.
Unser Wochenende 13. bis 15. Oktober 2023
Das Ziel ist Törwang, der Verwaltungssitz der Gemeinde Samerberg. Das idyllische Örtchen liegt etwa 12 Kilometer südwestlich des Chiemsees. Die Strecke bis zum Ziel, schaffen wir in kleinen Gruppen, sogenannte Fahrgemeinschaften. Tatsächlich wird der Bordservice in den Fahrzeugen, sehr unterschiedlich gehandhabt. So ist davon auszugehen, dass das Gefährt mit Champagner-Service, beim nächsten Ausflug überbucht sein dürfte. Vorausgesetzt, der Fahrer trinkt etwas anderes.
Nach 4 Stunden Fahrt sind wir schon am Ziel. Törwang, genauer gesagt, der Gasthof zur Post. Im Zentrum des Ortes, neben der Kirche und dem Maibaum. Die ersten Ausflügler sind schon da. Wunderbar, im Biergarten erst mal bei einem Weißbier entspannen. Nach dem anschließenden Abendessen, genießen wir ein gemütliches Beisammensein in bewährter Weise begleitet mit Musik von Lutz und den mitgebrachten Perkussionhölzern und -Rasseln.
Bei idealem Wanderwetter sitzen wir am Morgen beim Frühstück. Alle sind gut gelaunt und voller Tatendrang. Entgegen meiner Befürchtung, dass die Glocken der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, neben unseren Zimmern, uns die ganze Nacht über die Uhrzeit informieren, herrschte Ruhe. Der Pfarrer hat wohl eine Zeitschaltuhr. Prima.
Der Plan für den Tag sieht vor: Eine kurze Fahrt zum Waldparkplatz Bruchfeld. Hier startet dann der sportliche Teil des Tages. Es gilt bis auf 1066 Meter aufzusteigen. Also eigentlich eher wandern. Alle überwinden die 226 Höhenmeter Differenz, manche mehr andere weniger außer Puste.
Wie schon in den Jahren zuvor, teilen wir uns strategisch in 2 Gruppen auf. Die erste schreitet zügig voran und hat schnell einige hundert Meter Vorsprung. Die zweite Gruppe geht gemächlicher, bleibt ab und zu stehen, um die Landschaft zu genießen und nach Luft zu schnappen. Ich schließe mich solidarisch den „Landschaftsfreunden“ an.
Das Ziel – die Lagler Hütte, ist irgendwann zum Greifen nah. Vor der Hütte stehen Bierbänke und Tische. Ein wunderschöner Anblick. Schnell kommen wir hier mit Hilfe verschiedener Getränke, wieder zu Kräften.
Da erscheint aus dem Nichts, ein bayerisches Original. In seiner lilafarbenen Vliesjacke, sieht er zwar nicht so aus, wie sich ein Tourist die Bayern vorstellt, aber immerhin, er trägt einen Filzhut. Was noch wichtiger ist: Er hat eine Steirische Harmonika dabei! Er setzt sich auf eine Bank und spielt. Passend zur Location, volkstümliche Weisen, Ländler und Polka. Unsere Gruppe unterstützt ihn mit allerlei Rhythmuswerkzeugen: Löffel, Gläser oder Trommeln auf den Tisch. Unverhofft kommt der Wirt aus der Hütte und drückt mir so etwas wie einen Schellenbaum in die Hand. Ein langer Stock mit einer angenagelten Blechdose und Saiten aus Draht. Das Ding macht mehr Krach, als man denkt. Klasse.
Bevor wir aufbrechen, Schnappt sich Heinz den Hut des Bayern und sammelt auf der ganzen Terrasse, die Gage für den Musiker. Alle geben etwas und als der Hut wieder beim Spieler ankommt, schaut er hinein und ein sehr breites Grinsen erscheint in seinem Gesicht. Die Bedienung macht noch ein Gruppenfoto von uns mit Musiker, dann treten wir unter Gesang den Rückweg an. Abwärts. Wie angenehm entspannend.
Abends im Restaurant. Leckeres Essen, belebende Getränke und als Höhepunkt: Diesmal 2 Musiker die uns unterhalten und für Stimmung sorgen. Thomas Petschi hat sich entschlossen sein Akkordeon ebenfalls mitzubringen. Zusätzlich verteilt er Hefte mit den Liedtexten. Also Lutz und Thomas an den Akkordeons, alle anderen an den Perkussionsinstrumenten und als Chor. Das klappt so gut, dass der Wirt eine Runde Willi ausgibt.
„Und es ward Abend und es ward Morgen. Zweiter Tag.“
Beim Frühstück wird noch debattiert, ob wir angesichts des möglichen Regens, ein Automuseum besuchen sollten. Angeblich wäre eines ganz in der Nähe. Die sportlichen gewinnen dann doch die Oberhand. Also eine Wanderung zur Käser Alm. Das klingt bedrohlicher, als es tatsächlich ist.
Wir fahren erst mal nach Grainbach zum Parkplatz der Talstation der Hochriesbahn. Diese bewegt sich bis zur Mittelstation als Sessellift, wer weiter möchte, muss umsteigen in eine große Seilbahngondel. Die hievt die Gäste dann bis zum Gipfel. Das aber nur zur Info, denn selbstverständlich wird bei uns gewandert. Allerdings finde ich die Bahn so einladend, dass ich direkt zwei Tickets für mein Weib und mich lösen muss. In der Mittelstation angekommen, sind es nur noch ein paar Minuten zu Käser Alm.
Erst setzt sich ein Teil unserer Gruppe auf die Terrasse, dem anderen ist es zu kühl um draußen zu sitzen. Bald jedoch befinden sich alle im Inneren und es ist proppenvoll in dem kleinen Raum. Wir sind gut gelaunt, essen Kaiserschmarren und genießen die Wärme in der Hütte, es herrscht eine ausgelassene Stimmung, Unser Auftreten als Gruppe muss bei den Wirten eine Art „Fütterinstinkt“ auslösen, denn auch in der Käser Alm bringt uns der Wirt ein großes Tablett mit „Willi“. Wir nehmen das selbstverständlich an und singen zum Dank ein „Trullala“.
Auch der schönste Ausflug geht mal zu Ende. Am frühen Nachmittag verabschieden wir uns auf dem Parkplatz und alle gehen ihrer Wege. Herzlichen Dank an die Organisatoren Anja und Stephan, die sich seit vielen Jahren fast freiwillig bereit erklären, uns einen unvergesslichen Ausflug zu bescheren.